08.09.2020
Oberste Devise im Freizeitpark ist Abstand
Besucher müssen sich mit Betreten des Stoppelmarkt-Geländes an die Regeln der Corona-Verordnung halten
Ein kleiner Affe geht mit gutem Beispiel voran. Als Dekoration hinter der Scheibe des Kassenhäuschens sitzend, trägt das Stofftier einen hellblauen Mund-Nasen-Schutz. Die gläsernen Augen wirken geradezu nachdenklich, als wollten sie den Gästen des Fahrgeschäftes sagen: „Leute, denkt an Corona, achtet auf die Regeln!“ Das gilt nicht nur für die Riesenschaukel Konga, sondern für das gesamte Gelände des Freizeitparks Vechta.
Auf dem Stoppelmarkt-Gelände laufen zurzeit die letzten Vorbereitungen. An diesem Donnerstag sollen die Pforten öffnen. Die Stimmung unter den Schaustellern ist gut. Endlich haben sie wieder eine Perspektive, auch wenn es nicht das große Geschäft sein wird, das sie aus den Vorjahren kennen. Dafür
müssen sie sich an das ausgearbeitete Hygienekonzept halten, das Voraussetzung für den mobilen Freizeitpark ist.
„Man muss unter den Voraussetzungen zurück in den Alltag kommen“, erklärt Jürgen Meyer, Vorsitzender des Vereins reisender Schausteller Vechta. Aber nicht nur die Gastgeber begeben sich auf ungewohntes Terrain, auch alle Stoppelmarkt-Freunde können sich auf ein neues Prozedere einstellen. Das fängt schon beim Betreten des eingezäunten Freizeitpark-Geländes an. Die Besucher müssen ihre Kontaktdaten sowie Ankunft- und Abreisezeiten hinterlassen. Um die Abfertigung zu erleichtern, kann das Formular im Vorfeld über die Internetseite des Schaustellervereins heruntergeladen werden. Noch schneller geht's mit einem QR-Code, der sich per Smartphone einlesen und dann wieder abrufen lässt.
Nach Angaben des Landkreises Vechta, der den Schaustellern bei der Erstellung des Hygienekonzeptes beratend zur Seite gestanden hat, würde das weitläufige Gelände rein rechnerisch 2500 Personen zulassen, ohne dass die Mindestabstände vernachlässigt würden. Es sei allerdings zu berücksichtigen, dass die Abstandsregeln in jedem Bereich, also auch bei Toiletten und Restaurationen einzuhalten seien.
„Menschenansammlungen an bestimmten Stellen des Parks sind zu verhindern, auch wenn die rechnerisch mögliche Personenzahl nicht anwesend ist“, betont Kreis-Sprecherin Eva- Maria Dorgelo. Die Schausteller nehmen die Sache offenbar sehr ernst. Im Vergleich zum Stoppelmarkt herrscht beim Aufbau deutlich mehr Luft zwischen den einzelnen Karussells und Buden.
„Es ist alles gegeben, damit es zu keiner Zeit zu Ballungspunkten kommt“, betont Meyer. Neben den Beschickern werde auch ein Sicherheitsdienst auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln achten. Zur Desinfektion stünden zahlreiche Stationen bereit. Auf dem Gelände, in den Restaurationsbetrieben und Fahrgeschäften gilt ein Mindestabstand von 1,50 Metern. In Bereichen, in denen das Abstandsgebot nicht immer eingehalten werden kann, müssen die Besucher eine Maske tragen. Das gilt auch für Fahrgeschäfte wie die Riesenschaukel. „Wir haben jeden zweiten Sitz geschlossen“, sagt Familienmitglied Patrizia Lecce und zeigt auf die Kabelbinder, mit denen die Hälfte der 20 Plätze versperrt sind.
„Abstand, Abstand, Abstand“, predigt Gastronom Peter Stratmann, als er mit seiner Familie die Tische und Bänke für den Biergarten aufbaut. In der Nachbarschaft spannen Mitarbeiter der Otto Kühling GmbH einen Riesenpavillon auf, unter dem bis zu 200 Personen sitzen sollen. Hier würden die Gäste an den Tischen bedient, sagt Kühling-Geschäftsführer Ludger Emken.
Wer an der Theke einen Stoppelhopser bestellen will, wird allerdings enttäuscht. Es wartet nur ein begrenztes Angebot an soften alkoholischen Getränken, etwa Bier, Wein oder Sekt. „Hochprozentiges gibt es nicht. Daran müssen wir uns halten“, sagt Emken, auch wenn er diese Entscheidung nicht ganz nachvollziehen kann. Wie Landrat Herbert Winkel unlängst beim Kneipentalk in Vechta erklärte, soll somit einem enthemmenden Verhalten vorgebeugt werden: „Je mehr Alkohol fließt, desto schwieriger wird es.“
Info:
Der Freizeitpark ist vom 10. September bis 7. Oktober, donnerstags bis sonntags jeweils von 14 bis 22 Uhr, geöffnet. Der Eintritt zum Gelände kostet einen Euro. Chips für die Fahrgeschäfte werden direkt von den jeweiligen Schaustellern verkauft.
Im Bild:
Wer sich an die Vorschriften hält, soll seinen Spaß haben: Jürgen Meyer, Vorsitzender des Vereins reisender Schausteller Vechta, und Kollege Johann Meyer (von links) bitten die Besucher um gegenseitige Rücksichtnahme.Foto: Speckmann