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29.07.2021
Schausteller rüsten sich für den Freizeitpark
Auf der Westerheide läuft Aufbau der Karussells und Buden / In den nächsten Tagen sollen sich die Reihen schließen

Renate Gorniak ist ganz entzückt, als sie mit dem Fahrrad über die Westerheide fährt. Den Aufbau der ersten Budenund Karussells muss sie unbedingt mit dem Fotoapparat festhalten: „Ist das nicht ein schönes Bild“, sagt die Vechtaerin lächelnd. Sie kann es kaum abwarten, bis der Freizeitpark seine Pforten öffnet. In exakt einer Woche ist es so weit. Dann will die Seniorin unbedingt eine Fahrt mit dem Riesenrad unternehmen und ihre Heimatstadt aus der Vogelperspektive betrachten.

Bis der Startschuss für den Freizeitpark vom 5. bis 29. August fällt, müssen die Beschicker noch kräftig Hand anlegen. Dabei geht es nicht ohne technische Hilfsmittel. Mit einem Kran hat der Verein reisender Schausteller Vechta um seinen Vorsitzenden Jürgen Meyer am Mittwoch ein deutliches Zeichen gesetzt. An den Zufahrtstraßen zum Gelände stehen jetzt die bekannten Eingangstore mit dem Slogan „Willkommen auf dem Stoppelmarkt“.

Mit dem traditionellen Volksfest kann sich der Freizeitpark gewiss nicht messen, aber er braucht sich auch nicht zu verstecken. Die Fläche ist gegenüber dem Vorjahr um 7000 auf 25000 Quadratmeter angewachsen. Damit geht auch eine Steigerung des Angebotes einher. 47 statt 39 Beschicker haben sich angekündigt, darunter viele bekannte Gesichter, die die Westerheide schon als ihr Wohnzimmer bezeichnen.

Zum Kreis der „alten Hasen“ zählt Peter Meyer. Er ist schon seit 37 Jahren mit seinem Kinderkarussell auf dem Stoppelmarktgelände vertreten. Trotz dieser langen Zeit läuft der Aufbau des Fahrgeschäftes in diesen Tagen nicht so souverän wie früher. „Wir haben fast ein Jahr nichts mehr gemacht. Wir müssen erstmal gucken, wo die vielen Teile angebracht werden müssen“, sagt der Schausteller aus Mühlen. Anstatt auf den Volksfesten auf Touren zu kommen, hat das Karussell über Monate in einer Lagerhalle gestanden. Der Besitzer nutzte die Zwangspause zur Pflege. Die kleinen Kugellager der Autos hatten Staub angesetzt. Sie wurden ebenso ausgetauscht wie einige vom Sonnenlicht verblichene Motive auf der großen Plane. Die TÜV-Abnahme wurde gleich miterledigt. Nun soll wieder alles wie geschmiert laufen.

Nur ein paar Schritte entfernt werkelt Harry Sindermann an seinem Imbissstand. Der Schausteller aus Herford kennt die Örtlichkeit. Sein Großvater war früher mit Schlüters Boxbude ein Publikumsmagnet auf dem Stoppelmarkt, ehe sich die Truppe im Jahr 2007 auflöste und die Familienmitglieder getrennte Wege gingen. Nun konzentriert sich das Enkelkind auf den Verkauf von Hamburgern und Hotdogs. Damit der Stand auch in den Abendstunden richtig zur Geltung kommt, überprüft Sindermann die neue Beleuchtung. Schon vor zwei Jahren hat er die vielen kleinen Lichter ausgetauscht, gebrannt haben sie seither noch nie. Die Corona-Pandemie machte dem Betrieb einen Strich durch die Rechnung. Nun hofft der Herforder, dass die Inzidenzzahlen niedrig bleiben und das Geschäft in Vechta gut anläuft: „Wenn alles gut geht, werden wir hier eine erfolgreiche Zeit haben.“

Gustav Meyer und sein Junior Patrick wären zufrieden, wenn der Freizeitpark einen ähnlich guten Verlauf nimmt wie bei der Premiere im Vorjahr. Die letzten beiden Wochen litten unter dem Wetter, aber die Bilanz fiel insgesamt positiv aus. Nun bauen die beiden Vechtaer wieder ihren Gastronomiebetrieb mit 200 Sitzplätzen auf. Es ist einer von vier Biergärten auf dem Gelände. Hier dürfen bei den aktuellen Inzidenzzahlen diesmal auch hochprozentige Getränke über den Tresen wandern.

Während Gustav und Patrick Meyer auf die Leiter steigen und die mehrere Meter hohe Eingangspforte mit dem Schild „Zur Wassermühle“ aufbauen, kommen schon die nächsten Schwertransporte auf dem Gelände an. Auf den Ladeflächen befinden sich die Bauteile für die Achterbahn, das Riesenrad oder den Breakdancer. Sie haben noch vor wenigen Tagen in anderen temporären Freizeitparks in der Republik gestanden.

Willi Vorlop war bis Sonntag mit seiner neuen Achterbahn im „Hanno-Park“ auf dem Schützenplatz in Hannover. Der Alpencoaster soll ab Freitag erstmals in Vechta aufgebaut werden und anschließend nach Oldenburg ziehen, sofern der Kramermarkt stattfindet. Eine weitere Achterbahn betreibt Vorlop zurzeit in Berlin. Außerdem steht in diesem Jahr noch der Winterdom in Hamburg auf dem Zettel.

Jürgen Meyer freut sich, dass einige Kollegen dank der Terminabsprache in der Branche eine Rundreise machen und damit in der wirtschaftlich schwierigen Zeit einige Einnahmen generieren können. „Das gibt die verlorene Saison nicht wieder, aber wenigstens bewegt sich etwas“, sagt der Vorsitzende des gastgebenden Schaustellervereins. So habe das Personal zumindest über einen gewissen Zeitraum eine Beschäftigung. Der Vorsitzende wirkt bei den Vorbereitungen sichtlich entspannter als im Vorjahr. Damals war der Freizeitpark in Vechta noch Neuland und musste mit heißer Nadel gestrickt werden, weil die neue Corona-Verordnung erst relativ spät kam. „Wir haben jetzt eine längere Vorlaufzeit, das macht das Leben leichter“, sagt Meyer. Er geht davon aus, dass der Aufbau zügig über die Bühne geht und sich die Reihen der Schausteller in den nächsten Tagen schließen. Dann kann der Trubel auf der Westerheide beginnen.

Info:
Der Freizeitpark Vechta ist vom 5. bis zum 29. August geöffnet, donnerstags bis samstags von 14 bis 23 Uhr sowie sonntags von 12 bis 23 Uhr. Der Eintritt kostet einen Euro, Parken ist kostenlos.